Worms I

DSCN8699

Bei Worms denkt natürlich jeder gleich an den Dom. Uns ging es diesmal aber erst einmal um

Hessische Spuren in Rheinhessen„!

Nach der Fahrt über die Rheinbrücke durch das wunderschöne Stadttor

Worms Brücke führte uns der Weg – nein, der Kollege – zunächst in den Westen der Stadt. Dort gibt es ein sehenswertes Ensemble, wohl wenigen Besuchern bekannt, die Denkmalzone Karlsplatz mit Wasserturm, Eleonorengymnasium und Lutherkirche:

karlsplatz

DSCN8692

Der Wormser Wasserturm aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, der einst die Trinkwasserversorgung der Weststadt sicherstellte, beherbergt heute fünf (vermutlich nicht unedle) Wohnungen/Büros auf neun Ebenen.

(wie immer lassen sich die Bilder mit einem Doppelklick darauf vergrößern)

DSCN8694

Eleonoren-Gymnasium
Eingang Eleonoren-Gymnasium (Bild: Jivee Blau)

Das benachbarte Eleonoren-Gymnasium war eine 1874 gegründete konfessionsneutrale Höhere Töchterschule. Namensgeberin anlässlich der Einweihung des Neubaus 1906 war die Großherzogin Eleonore von Hessen und bei Rhein, die zweite Frau des Großherzogs Ernst Ludwig (in Darmstadt bekannt als das „Licher Lorchen“ wegen ihrer Abstammung aus dem Hause Solms-Hohensolms-Lich; die Bürger der Stadt Darmstadt schenkten dem Paar zu ihrer Vermählung bekanntlich den Hochzeitsturm, heute das Wahrzeichen der Stadt).

Für alle, die jetzt schon seit vielen Zeilen grübeln, was denn Worms und das linksrheinische Rheinhessen mit dem rechtsrheinischen Hessen zu tun haben, folgt hier die knappe historische Erinnerung:
Nach dem Wiener Kongress 1815 erhielt das Großherzogtum Hessen als Entschädigung für das an Preußen abgetretene Herzogtum Westfalen die linksrheinischen Gebiete mit Mainz, Bingen, Worms und Alzey, die später als Provinz Rheinhessen zu den beiden Provinzen Starkenburg (Hauptstadt: Darmstadt) und Oberhessen (Hauptstadt: Gießen) des Großherzogtums kamen. Die Provinzen wurden 1937 aufgehoben, das Gebiet Rheinhessen gehörte bis 1945 zum Volksstaat Hessen (soweit es diesen nach 1934 noch gab). 1946 wurde das linksrheinische Rheinhessen als Regierungsbezirk Rheinhessen ein Teil von Rheinland-Pfalz.

Ehe Sie nun weitergrübeln, aus welchen Tiefen der Autor all dies Wissen schöpfen mag, sei eilig versichert, dass diese Tiefen längst weitgehend trockengefallen sind (im Zustand seiner cerebralen Entschleunigung nicht verwunderlich), dass sie aber stetig zwischengewässert und aufgefüllt wurden aus den profunden territorialhistorischen Wissenspeichern des Kollegen Emrich, was hier einmal ausdrücklich hervorgehoben werden soll.

Aber zurück nach Worms. Das dritte Denkmal am Karlsplatz ist die Lutherkirche,

DSCN8695deren goldene Inschrift „Ein feste Burg ist unser Gott“ durch das markant trutzige Aussehen unterstrichen wird. Die Beziehung zu Hessen? Die Kirche wurde geplant und gebaut von dem Darmstädter Architekten Friedrich Pützer (Pauluskirche, Darmstädter Hauptbahnhof), dem sie auch deutliche Jugendstileinflüsse zu verdanken hat. Das Bronzerelief über der Tür zum Turm stammt von Ludwig Habich. Der Darmstädter Goldschmied Ernst Riegel schuf das mit Amethysten besetzte Altarkreuz, das Altargitter, das Taufbecken mit Taube und Hängeleuchter, das Abendmahlsgeschirr sowie das Antependium mit der Lutherrose (Quelle: Homepage der Luthergemeinde Worms).

Wir konnten das Innere der Lutherkirche leider nicht besichtigen und müssen uns  begnügen mit den Abbildungen auf der Homepage der Luthergemeinde Worms.

luther-altar
Altar, Kanzel und Orgel
lutherrelief
Luther-Relief

Mit so vielen hessischen Bezügen endete der erste Abschnitt unseres Aufenthalts in Worms.